![]() |
![]() |
![]() |
|||||||||||
![]() |
|
![]() |
|||||||||||
![]() |
|
![]() |
|||||||||||
...weitergeleitet von [Flüssigkeit [Aggregatzustand]] flüssig [Aggregatzustand] (Flüssigkeit, fluiditas, fluidus, liquidus)
Begriff:
flüssig [Aggregatzustand] (Flüssigkeit, fluiditas, fluidus, liquidus)
Zitate:
(1755b De igne) I/371:16-18:
Fluiditas corporum non ex divisione materiae in partes tenuissimas glabras et lenissime cohaerentes explicari potest, sicuti physicorum pars maxima ex Cartesii sententia arbitratur. (1755b De igne) I/372:06-11: Acervatio particularum quantumvis subtilissimarum et levissime cohaerentium tamen staticae legi non satisfacit, pressionem versus latera altitudini proportionalem exercendo, adeoque charactere fluiditatis principali caret, nisi semet mediante materia quadam elastica premant, cuius ope momentum ponderis sui quaquaversum aequabiliter possint communicare. Nachlaß XIV/312:01: Alles Zusammenhängende war vorher flüßig. Nachlaß XIV/425:05-10: Die flüßigkeit als die dritte physische Eigenschaft kommt auf die wärme an, diese auf innere Zitterungen des aethers, und, da jeder punct, von dem sie zurükschlagen, diese Zitterung allerwerts verbreitet, so muß, je mehr er zusammen gedrükt wird, auch diese Kraft sich nach allen seiten verbreiten. Der aether macht äußerlich materie fest, seine inneren Erschütterungen aber flüßig. Nachlaß XIV/442:01-04: In flüssigen Materien scheinen die constitutiven Theile selbst zu beben. In festen nur die Theile des medii, welches […] die Materie durchdringt. Jenes geschieht, wenn das Moment der Ausdehnung größer ist als der Druk. - weniger Text
Glossar:
Kants Charakterisierung der Standardauffassung des flüssigen Aggregatzustands im ersten Zitat (AA I 371) trifft gerade nicht auf Descartes zu, der ausdrücklich die Bewegung der kleinsten Teilchen gegeneinander als dasjenige hervorhebt, was den flüssigen Zustand eines Körpers von seinem festen unterscheiden soll: "Unde licet colligere, corpora divisa in multas exiguas particulas, motibus a se mutuo diversis agitatas, esse fluida; ea vero, quorum omnes particulae juxta se mutuo quiescunt, esse dura." (Descartes [1644] pars II § 54). Eher hätte Kant Newton anführen können: "A fluid is any body whose parts yield to any force impressed on it, and, by yielding, are easily moved among themselves." (Principia b. II, Sectio V ([1687/Caj] I 290); vgl. aber in den Opticks die Query 31 ([1704/R] 394 f.): "If they [sc. the parts of a body] slip easily, and are of a Size to be agitated by Heat, and the Heat is big enough to keep them in Agitation, the Body is fluid (...)".
1755, in De igne, führt Kant als Kriterien (characteres principales) für fluiditas nicht nur - wie allgemein üblich (vgl. z.B. Gehler [PhW] II 321 ff.) - die leichte Verschiebbarkeit der Teile von Flüssigkeiten auf, sondern vor allem, daß sie immer horizontale Oberflächen bilden - (1755b De igne) Prop. 1 -, und daß - gemäß der Hydrostatik - ihr Seitendruck dem Druck der jeweiligen Höhe proportional ist - (1755b De igne) Prop. 2. Er schließt daraus, daß die kleinsten, ihrerseits als fest und damals offenbar noch nicht als essentiell elastisch konzipierten Flüssigkeitsteilchen in eine elastische Materie eingebettet sind. In De igne, deren erster Teil den flüssigen und festen Aggregatzustand explizit zum Thema hat, betont Kant darüber hinaus, daß nicht nur bei flüssigen Körpern, sondern auch bei festen sich die Teile nicht unmittelbar berühren, sondern sich vermittelt über zwischengelagerten Äther anziehen. Im übrigen ist wie üblich der feste Aggregatzustand im Unterschied zum flüssigen dadurch charakterisiert, daß die Partikel des Körpers ihre Lage wechselseitig nicht verändern - (1755b De igne) Prop. 3 u. 4.
Für die Heranziehung des Äthers bei der Erklärung der Aggregatzustände vgl. in der zeitgenössischen Literatur z.B. Jac. Bernoulli ([1683] 157 ff. - Werke [1969] I 365 ff.) oder das Kant bekannte Buch von Crusius ([1749] I 465 ff.). Vgl. auch Christian Wolff [1723] § 45 (75 f.) u. § 55 (84 f.); zu De igne Prop. I vgl. insbes. ebd. § 58 (89 f.). Die Erklärungen, die für die Wärme eine spezifische Feuermaterie in der Tradition Boerhaaves annahmen - siehe Glossareintrag bei "Feuer / Elementarfeuer" -, erfolgten ganz analog zu denen vermittels des Äthers - vgl. Adickes [1924] II 16 f.
Spätestens von der Refl. 44 an, die Adickes auf die Mitte der 1770er Jahre datierte, vertritt Kant die Auffassung, daß alle festen Körper ursprünglich flüssig waren (vgl. das Zitat AA XIV 312 - zu den damit verbundenen Inkosistenzen vgl. vor allem Adickes [1925] 413 f.). Diese neue Auffassung hing u.a. damit zusammen, daß Kant jetzt die Kohäsion nicht mehr auf Anziehung zwischen den Partikeln eines Körpers zurückführte, sondern auf den Druck des Äthers - vgl. Adickes [1925] 176; siehe auch Glossareintrag bei "Zusammenhang".
Siehe auch die Zitate bei "fest [Aggregatzustand]".
- weniger Text
verwandte Begriffe:
Antonyme:
Schriften:
Übersicht
Wissensgebiete:
Übersicht |
|||||||||||||